Fahrradpolizei – Die Polizei, dein Freund und Helfer, im Auto, auf dem Pferd, im Hubschrauber, als Fußstreife und auf dem Fahrrad. Mit keinem anderen Verkehrsmittel sind die Fahrradpolizisten so flexibel wie mit dem Fahrrad. Sie erreichen damit Einsatzgebiete, die man mit dem Auto nicht erreicht und zu Fuß nur langsam. Auch wenn es im Vergleich noch recht wenige Fahrradpolizisten gibt, wollten wir zu dem Thema etwas mehr wissen und haben ein Interview mit Georg Linke (Polizeidirektion Osnabrück/Münster) gehalten.
Wir haben uns diese Direktion ausgesucht, da hier auch die Zuständigkeit für die Stadt Münster liegt. Münster hat schon einige Male die Wahl zur fahrradfreundlichsten Stadt gewonnen. (Zuletzt 2015 vom ADFC bei den Städten über 200 000 Einwohnern)
Wir haben das Interview schriftlich geführt und werden es euch in dem bekannten Frage->Antwort Stil vorstellen.
Das Interview mit der „Fahrradpolizei“
Fahrradmagazin: Welche Fahrräder fahren Fahrradpolizisten, können die Beamten sich die Räder selbst aussuchen oder wird dies vom Dienstherrn vorgegeben? Sind Vorgaben bezüglich Modell oder Hersteller vorhanden?
Georg Linke: Die Kollegen fahren unterschiedliche Fahrräder. Die zurzeit vom Dienstherrn zur Verfügung gestellten Räder sind Reise-ATB mit einer 8-Gang-Nabenschaltung.
Es gibt keine Vorgaben bezüglich des Modells oder Herstellers. Wichtig ist, dass es sich um funktionelle Räder handelt, die robust sind.
Fahrradmagazin: Haben Fahrradpolizisten eine Helmpflicht? Wenn ja, welches Helmmodell wird eingesetzt, auch hier die Frage nach einem Hersteller bzw. ob es eine Vorgabe dafür gibt. Z. B. bestimmte Testergebnisse oder Siegel und Zulassungen, die erfüllt werden müssen. Darf der Beamte sich den Fahrradhelm selbst aussuchen und wird dieser dann mit „Polizei“ beklebt?
Georg Linke: Es gibt keine offizielle Helmpflicht. Natürlich ist es selbstverständlich, dass ein Polizist während der Radstreife einen Helm trägt. Auch hinsichtlich des Helms gibt es
keine Vorgaben. Bei der Beschaffung wird auf Qualität geachtet. Die neuen Helme sind silberfarben, während die alten weiß waren. Der Beamte darf sich den
Helm nicht selbst aussuchen, sondern muss den dienstlich gelieferten Helm nutzen.
Fahrradmagazin: Welche Ausrüstung hat der normale Fahrradpolizist bei sich, wenn er mit dem Dienstfahrrad unterwegs ist? Pistole, Funkgerät, etc.?
Georg Linke: Der Fahrradpolizist hat seinen sogenannten Einsatzgürtel mit der persönlichen Ausrüstung, wie Dienstwaffe, Handschellen… bei sich und natürlich auch ein Funkgerät.
Fahrradmagazin: Werden Zubehörteile wie Fahrradbrillen, die Kleidung und Handschuhe gestellt? Gibt es hier eine Wahl für den Beamten zwischen verschiedenen Modellen bzw. Anbietern? (Sommerkleidung / Herbst-Winterkleidung)
Georg Linke: Das gesamte notwendige Fahrradzubehör wird gestellt. Dazu gehört verständlicherweise die spezielle Dienstkleidung (Sommer/Herbst/Winter) sowie auch eine Fahrradbrille und spezielle Handschuhe für die jeweilige Jahreszeit. Auch eine zusätzliche Lenkertasche beinhaltet die Ausrüstung.
Fahrradmagazin: Dürfen die Beamten das Fahrrad mit zu sich nach Hause nehmen oder müssen sie es an der Dienststelle belassen.
Georg Linke: Die Dienstfahrräder gehören nicht speziell einzelnen Beamten. Sie verbleiben entsprechend auf der Dienststelle und können von allen ausgerüsteten Kollegen verwendet werden.
Fahrradmagazin: Haben die Räder selbst eine besondere Ausstattung, die Polizeieinsätze unterstützen können oder dabei wichtig werden können (besonders dicke Rahmenrohre oder unplattbare Reifen)
Georg Linke: Die Fahrräder müssen vor allen Dingen robust sein. Eine besondere Ausstattung in Bezug auf dicke Rahmenrohre oder unplattbare Reifen gibt es nicht.
Fahrradmagazin: Wie viele Fahrradpolizisten haben wir in Niedersachsen bzw. in Ihrer Polizeidirektion? Haben Fahrradpolizisten andere Aufgaben als die Kollegen aus dem Streifendienst, die mit dem PKW unterwegs sind?
Georg Linke: Die Polizei Niedersachsen ist organisatorisch in Polizeidirektionen und Polizeiinspektionen aufgeteilt.
In der Polizeiinspektion Osnabrück mit etwa 800 Beamten gibt es 15 – 20 ausgerüstete Fahrradpolizisten. Sie fahren nicht nur mit dem Fahrrad. Das Einsatzmittel Fahrrad wird verwendet, wenn es die Einsatzsituation erforderlich macht oder sinnvoll ist bzw. im Rahmen des normalen Streifendienstes. Die Fahrradpolizisten sind Streifenbeamtinnen/-beamte, die zusätzlich für den Dienst auf Fahrrädern ausgestattet sind. Sie fahren sonst ebenso mit dem Streifenwagen.
Fahrradmagazin: Was kostet eine durchschnittliche Ausrüstung für einen Fahrradpolizisten? Inklusive allem Zubehör und Fahrrad.
Georg Linke: Die Ausrüstung kostet ohne Rad ca. 600,- Euro. Dazu kommen die Kosten für das Fahrrad, die zwischen 500 und 1.000 Euro liegen.
Fazit zum Interview
Vielen Dank an Georg Linke für die Antworten auf unsere Fragen. Solltet Ihr mal einen Fahrradpolizisten sehen, wisst ihr, dass es einer von wenigen ist.
Interessant war für uns die Antwort, dass die Fahrräder für jeden auf der Dienststelle sind, so sind individuelle Einstellungen natürlich nur schwer zu treffen. Die richtige Sattelhöhe und der perfekte Abstand zum Lenker muss wohl nach jedem Dienst kontrolliert werden.
Wie sieht es bei euch in der Stadt aus, habt Ihr Fahrradpolizisten? Seht ihr die Fahrradpolizei als sinnvoll an?